Ungekürztes Werk "Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch" von Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen (Seite 349)

allerdings fallen ließen; ich aber verzagte drum nicht, sondern freute mich dermaleins die Gelegenheit zu haben, daß ich probieren könnte, was der wunderbarliche Theophrastus Paracelsus in seinen Schriften Tom. 9, in Philosophia occulta von der Transmutation der verborgenen Schätze schreibt; wanderte derowegen mit den beiden Häfen und in sich habenden Materien in die Schmiede, die der Schloßherr im Vorhof des Schlosses stehen hatte, setzte sie ins Feur, und gab ihnen ihre gebührliche Hitz, wie man sonst zu prozedieren pflegt, wann man Metall schmelzen will; und nachdem ichs von sich selbsten erkalten ließe, fanden wir in dem einen Hafen eine große Massa Dukatengold, in dem andern aber einen Glumpen vierzehenlötig Silber, und konnten also nicht wissen, was es vor Münze gewesen war; bis wir nun mit dieser Arbeit fertig wurden, kam der Mittag herbei, bei welchem Imbs mir nicht allein weder Essen noch Trinken schmecken wollte, sondern mir wurde auch so übel, daß man mich zu Bett bringen mußte, nicht weiß ich, war es die Ursach, daß ich mich etliche Tag zuvor im Regenwetter gar unbescheiden mortifiziert oder daß mich die verwichne Nacht die Geister so erschröckt hatten.

Ich mußte wohl zwölf Tag des Bettes hüten, und hätte ohne Sterben nicht kränker werden können; ein einzige Aderlässe bekam mir trefflich neben der Gutwartung, die ich empfienge; indessen hatten beide Gebrüder ohne mein Wissen einen Goldschmied holen, und die zusammengeschmolzene Massaten probieren lassen, weil sie sich eines Betrugs besorgten; nachdem sie nun dieselbige just befunden, zumalen sich kein Gespenst im ganzen Hause mehr merken ließe, wußten sie beinahe nicht zu ersinnen, was sie mir nur vor Ehr und Dienst erweisen sollten, ja sie hielten mich allerdings vor einen heiligen Mann, dem alle Heimlichkeiten ohnverborgen, und der ihnen von Gott insonderheit zugeschickt worden wäre, ihr Haus wiederum in richtigen Stand zu setzen; derowegen kam der Schloßherr selbst schier nie von meinem Bette, sondern freute sich wann er nur mit mir diskurieren konnte; solches währete, bis ich meine vorige Gesundheit wieder völlig erlangte.

In solcher Zeit erzählte mir der Schloßherr ganz offenherzig, daß (als er noch ein junger Knab gewesen) sich ein frevler Landstörzer bei seinem Herrn Vattern angemeldet, und versprochen den Geist zu fragen, und dadurch das Haus von solchem Ungeheuer zu entledigen; wie er sich dann auch zu solchem Ende in das Zimmer, darin ich über Nacht liegen müssen, einsperren lassen; da seien aber eben diejenige Geister in solcher Gestalt wie ich sie beschrieben hätte, über ihn hergewischt, hätten ihn aus dem Bette gezogen, auf einen Sessel gesetzt, ihme seines Bedunkens gezwackt, geschoren und bei etlichen Stunden dergestalt tribuliert und geängstigt, daß man ihn am Morgen halbtot dort liegend gefunden; es seie ihm auch Bart und Haar dieselbe Nacht ganz grau worden, wiewohl er den Abend als ein dreißigjähriger Mann mit schwarzen Haarn zu Bette gangen seie; gestunde mir auch daneben, daß er mich keiner andern Ursachen halber in solches Zimmer gelegt, als seinen Bruder an mir zu revanchieren, und mich glauben zu machen, was er vor etlichen Jahren von diesen Geistern erzählet, und

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