Ungekürztes Werk "Die Räuber" von Friedrich Schiller (Seite 37)
und Staub bedeckt treten auf.
Räuber Moor (vom Pferd springend). Freiheit! Freiheit! – – Du bist im Trocknen, Roller! – Führ meinen Rappen ab, Schweizer, und wasch ihn mit Wein. (Wirft sich auf die Erde.) Das hat gegolten!
Razmann (zu Roller). Nun, bei der Feueresse des Plutos! bist du vom Rad auferstanden?
Schwarz. Bist du sein Geist? oder bin ich ein Narr? oder bist du’s wirklich?
Roller (in Atem). ich bin’s. Leibhaftig. Ganz. Wo glaubst du, daß ich herkomme?
Schwarz. Da frag die Hexe! Der Stab war schon über dich gebrochen!
Roller. Das war er freilich, und noch mehr. Ich komme rekta vom Galgen her. Laß mich nur erst zu Atem kommen. Der Schweizer wird dir erzählen. Gebt mir ein Glas Branntenwein! – Du auch wieder da, Moritz? Ich dachte dich woanders wiederzusehen. – Gebt mir doch ein Glas Branntenwein! Meine Knochen fallen auseinander – O mein Hauptmann! Wo ist mein Hauptmann!
Schwarz. Gleich, gleich! – so sag doch, so schwätz doch! Wie bist du davon gekommen? Wie haben wir dich wieder? Der Kopf geht mir um. Vom Galgen her, sagst du?
Roller (stürzt eine Flasche Branntenwein hinunter). Ah, das schmeckt, das brennt ein! Geradewegs vom Galgen her! sag ich. Ihr steht da und gafft, und könnt’s nicht träumen – ich war auch nur drei Schritte von der Sakermentsleiter, auf der ich in den Schoß Abrahams steigen sollte – so nah, so nah – war dir schon mit Haut und Haar auf die Anatomie verhandelt! hättest mein Leben um’n Prise Schnupftabak haben können. Dem Hauptmann dank ich Luft, Freiheit und Leben.
Schweizer. Es war ein Spaß, der sich hören läßt. Wir hatten den Tag vorher durch unsre Spionen Wind gekriegt, der Roller liege tüchtig im Salz, und wenn der Himmel nicht bei Zeit noch einfallen wollte, so werde er morgen am Tag – das war als heut – den Weg alles Fleisches gehen müssen. – Auf! sagt der Hauptmann, was wiegt ein Freund nicht! – Wir retten ihn, oder retten ihn nicht, so wollen wir ihm wenigstens doch eines Todesfackel anzünden, wie sie noch keinem König geleuchtet hat, die ihnen den Buckel braun und blau brennen soll. Die ganze Bande wird aufgeboten. Wir schicken einen Expressen an ihn, der’s ihm in einem Zettelchen beibrachte, das er ihm in die Suppe warf.
Roller. Ich verzweifelte an dem Erfolg.
Schweizer. Wir paßten die Zeit ab, bis die Passagen leer waren. Die ganze Stadt zog dem Spektakel nach, Reuter und Fußgänger durcheinander und Wagen, der Lärm und der Galgenpsalm johlten weit. Itzt, sagt der Hauptmann, brennt an, brennt an! Die Kerl flogen wie Pfeile, steckten die Stadt an dreiunddreißig Ecken zumal in Brand, werfen feurige Lunten in die Nähe des Pulverturms, in Kirchen und Scheunen. – Mordbleu! es war keine Viertelstunde vergangen, der Nordostwind, der auch seinen Zahn auf die Stadt haben muß, kam uns trefflich zustatten und half die Flamme bis hinauf in die obersten Giebel jagen. Wir indes Gasse auf, Gasse nieder, wie Furien – Feuerjo! Feurjo! durch die ganze Stadt – Geheul, Geschrei – Gepolter – fangen an die Brandglocken zu