Ungekürztes Werk "Die Räuber" von Friedrich Schiller (Seite 40)

– Da steht der Knabe, schamrot und ausgehöhnt vor dem Auge des Himmels, der sich anmaßte, mit Jupiters Keule zu spielen, und Pygmäen niederwarf, da er Titanen zerschmettern sollte. – Geh, geh! Du bist der Mann nicht, das Rachschwert der obern Tribunale zu regieren, du erlagst bei dem ersten Griff. – Hier entsag ich dem frechen Plan, gehe, mich in irgendeine Kluft der Erde zu verkriechen, wo der Tag vor meiner Schande zurücktritt. (Er will fliehen.)

Räuber (eilig). Sieh dich vor, Hauptmann! Es spukt! Ganze Haufen böhmischer Reiter schwadronieren im Holz herum – der höllische Blaustrumpf muß ihnen verträtscht haben –

Neue Räuber. Hauptmann, Hauptmann! Sie haben uns die Spur abgelauert – rings ziehen ihrer etliche Tausend einen Kordon um den mittlern Wald.

Neue Räuber. Weh, weh, weh! Wir sind gefangen, gerädert, wir sind gevierteilt! Viele Tausend Husaren, Dragoner und Jäger sprengen um die Anhöhe und halten die Luftlöcher besetzt.

(Moor geht ab.)

Schweizer. Grimm. Roller. Schwarz. Schufterle. Spiegelberg. Razmann. Räubertrupp.

Schweizer. Haben wir sie aus den Federn geschüttelt? Freu dich doch, Roller! Das hab ich mir lange gewünscht, mich mit so Kommißbrot-Rittern herumzuhauen – Wo ist der Hauptmann? Ist die ganze Bande beisammen? Wir haben doch Pulver genug?

Razmann. Pulver die schwere Meng. Aber unser sind achtzig in allem, und so immer kaum einer gegen ihrer zwanzig.

Schweizer. Desto besser! und laß es fünfzig gegen meinen großen Nagel sein – Haben sie so lange gewartet, bis wir ihnen die Streu unterm Arsch angezündet haben – Brüder, Brüder! so hat’s keine Not. Sie setzen ihr Leben an zehn Kreuzer; fechten wir nicht für Hals und Freiheit? – Wir wollen über sie her wie die Sündflut und auf ihre Köpfe herabfeuern wie Wetterleuchten. – Wo, zum Teufel! ist dann der Hauptmann?

Spiegelberg. Er verläßt uns in dieser Not. Können wir denn nicht mehr entwischen?

Schweizer. Entwischen?

Spiegelberg. O! Warum bin ich nicht geblieben in Jerusalem?

Schweizer. So wollt ich doch, daß du im Kloak ersticktest, Dreckseele du! Bei nackten Nonnen hast du ein großes Maul; aber wenn du zwei Fäuste siehst – Memme, zeige dich itzt, oder man soll dich in eine Sauhaut nähen und durch Hunde verhetzen lassen.

Razmann. Der Hauptmann, der Hauptmann!

Moor (langsam vor sich). ich habe sie vollends ganz einschließen lassen, itzt müssen sie fechten wie Verzweifelte. (Laut.) Kinder! Nun gilt’s! Wir sind verloren, oder wir müssen fechten wie angeschossene Eber.

Schweizer. Ha! ich will ihnen mit meinen Fangern den Bauch schlitzen, daß ihnen die Kutteln schuhlang herausplatzen! – Führ uns an, Hauptmann! Wir folgen dir in den Rachen des Todes.

Moor. Ladet alle Gewehre! Es fehlt doch an Pulver nicht?

Schweizer (springt auf). Pulver genug, die Erde gegen den Mond zu sprengen!

Razmann. Jeder hat fünf Paar Pistolen geladen, jeder noch drei Kugelbüchsen darzu.

Moor. Gut, gut! Und nun muß ein Teil auf die Bäume klettern oder sich ins Dickicht verstecken und Feuer auf sie geben im Hinterhalt –

Schweizer. Da gehörst du hin, Spiegelberg!

Moor. Wir andern, wie Furien, fallen ihnen in die Flanken.

Schweizer. Darunter bin ich, ich!

Moor. Zugleich muß jeder sein Pfeifchen hören lassen, im Wald herumjagen, daß unsere Anzahl schrecklicher werde; auch

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